Marc Marquez und Honda – Was bleibt noch?
Es war diese Szene, die Bände sprach: Marc Marquez steht nach seinem 5. Sturz an diesem Wochenende abseits der Strecke, über eine Leitplanke gebeugt. Kopfschüttelnd, sichtlich frustriert. Wieder ein Highsider, diesmal ging es aber nicht glimpflich ab. Marquez zieht sich eine kleine Fraktur an einem Finger der linken Hand zu, hat schwere Prellungen an seinen Knöcheln. „Ich fühle mich nicht bereit, hier zu fahren.“ wird er später in einem Interview zum Besten geben.
Der mental wahrscheinlich härteste Pilot des Fahrerfeldes scheint resigniert. Seit nunmehr fast 3 Jahren kämpft er immer wieder und wieder mit Verletzungen, Stürzen, OP’s und einer Honda RCV213V, die schon lange nicht mehr das technische Highlight ist. Die einstige Supermacht HRC Honda belegt aktuell den LETZTEN Platz in der Konstrukteurs WM. Das Rennwochenende am Sachsenring stellt den aktuellen Tiefpunkt des Dramas dar. Eine Strecke auf der Honda und Marquez in den letzten Jahren quasi immer dominiert haben. In diesem Jahr gab es 0 Punkte im Sprint und im Rennen lief Taka Nakagami als einzig verbliebener Honda Pilot als 14. ins Ziel. Marc entschied nach seiner Diagnose nicht anzutreten und die übrigen Honda Piloten sind, teils schwer verletzt, derzeit ohnehin nicht einsatzbereit.
Bereits am Freitag stürzte Marquez und räumte dabei sogar den gerade aus der Boxengasse kommenden Johann Zarco am Ende der Start-Zielgeraden ab und halbierte dessen Pramac Ducati. Der Franzose kam glücklicherweise mit dem Schrecken davon. Während dieser noch am Boden lag, rannte Marquez schon wieder zurück in die Box, um auf eines der Ersatzbikes zu springen. Was im Nachhinein für einigen Diskussionsstoff sorgte. Am Samstag kämpfte sich Marc mit 3 !!!! Stürzen durchs Qualifying und schaffte es auf einen siebten Platz, beendete den Sprint am Nachmittag allerdings sturzfrei auf Rang 11. Wohl das Maximum, was die Honda zu leisten im Stande ist. Taka Nakagami schaffte es im Sprint nur auf den 17.Platz. Der Sonntag ist bekannt, Sturz im Warm Up, Fraktur im Daumen, schwer geprellte Knöchel, Rennabsage und das bittere Gefühl, dass Marc mit der Honda abgeschlossen hat.
Selten hat man den Superstar so erlebt. MotoGP Fahrer sind ohnehin aus härterem Holz geschnitzt und fahren auch schonmal mit gerade eben gerichteten Knochenbrüchen. Und Marquez Leidensfähigkeit ist quasi legendär. Nun stellt er am Sachsenring resigniert fest, dass Risiko und Chance in keinem Verhältnis stehen. Derzeit ist die RC213V wohl nicht nur chancenlos was die Rennpace betrifft, den Aussagen der Fahrer nach zu urteilen besitzt sie praktisch keinen Grenzbereich. Wenn du stürzt, passiert es ohne jede Vorwarnung. Egal ob über die Front, weil den Piloten das Gefühl fürs Vorderrad fehlt oder per Highsider, weil sich auch am Hinterrad kein Gefühl einstellt und die Traktionskontrolle alles andere als zuverlässig arbeitet. Das Aerodynamik Paket wirkt im Vergleich mit anderen Fabrikaten altbacken und der Honda fehlt Spitzenleistung im Vergleich zu den europäischen Fabrikaten. Kurzum, derzeit knirscht es ganz gewaltig bei Honda. Die Fahrer haben Angst vor dem Motorrad und der technische Fortschritt in den letzten Jahren ist quasi nicht vorhanden.
Zwischendurch lies eine Meldung die Szene aufhorchen, Kalex fertigte Chassis Komponenten für Honda. Nach Aussagen der Fahrer soll dies wohl für eine leichte Verbesserung in einigen Bereichen sorgen, aber man betonte nochmals, dass es Schritte in allen Bereichen erfordert um wieder in die Nähe der derzeitigen Top Teams zu kommen.
Derzeit überschlägt sich die Szene mit Gerüchten und Vermutungen über die Zukunft von Honda und von Marquez. Bestätigt ist derzeit nichts. Offiziell läuft der Vertrag von Marc noch bis Ende 2024. Ob er solang bei Honda bleibt? Wir werden es erfahren. Wird Honda es wieder schaffen an die Weltspitze aufzuschließen? Auch hier, wir werden sehen. Die Möglichkeiten hat HRC mit Sicherheit. Auch vor dem Hintergrund von Yamahas derzeitigem Tief, wäre es ein positives Zeichen, wenn eines der japanischen Werke wieder zu alter Form finden würde. Nach dem Rückzug von Suzuki Ende 2022, geht die Angst um, dass auch Yamaha über einen Rückzug nachdenken könnte.
Auch am Samstag